Schachverein Sondernheim e.V. 1952

Die Welt auf 64 Feldern

Schachcomputer, Science Fiction und die Zukunft des Schachs









Im Jahr 2267 beginnt Spock gegen den Computer Schach zu spielen, weil er beweisen möchte, dass mit dem Schiffs-Computer etwas nicht stimmt. Dazu hat er eigens den Computer mit einen Schachprogramm programmiert. Spock offenbart Dr. McCoy, dass er den Computer schon 4 mal geschlagen hätte. Was eigentlich nicht sein könne. Denn wenn Spock keinen Fehler mache, könne eigentlich nur eine Reihe von Unentschieden herauskommen.  Spock folgert also, dass mit dem  Computer      etwas nicht stimmen könne.

 

Im Jahr 2267 Schach gelöst?

Im Vergleich zum gelösten Mühlespiel gibt es im Schach viel mehr mögliche Stellungen. Die Rechen- und  Speicherkapazitäten reichen bei weitem noch nicht aus. Nur in Endspielen mit bis zu 7 Steinen spielen Computer perfekt. Es gibt mehr mögliche Partien wie Atome im Universum. Auf der anderen Seite bewies der deutsche Mathematiker Ernst Zermelo im Jahr 1913, das endliche Spiele wie Schach eine eindeutige Lösung besitzen. Die heutigen Rechen- und Speicherkapazitäten reichen noch nicht aus, um 10hoch43 Stellungen durchzurechnen. Aber Ergebnisse für alle Materialverteilungen bis zu 7 Steinen sind schon rückwärts durchgerechnet worden und liegen in sogenannten Tablebases vor. Auf LIchess kann jeder damit üben und trainieren. 8-Steiner sind noch unerreichbar. 


 

Schach im Jahr 2267 Schach für Menschen nicht mehr interessant?

Sollte das Spiel in ferner Zukunft gelöst werden, geht sicherlich ein Großteil der Faszination verloren. Trotzdem sollte das Spiel seinen Reiz für Menschen nicht vollständig verlieren. Menschen können dann immer noch im Rahmen ihrer begrenzten Fähigkeiten wettstreiten. Daher ist es rätselhaft, warum Spock das Spiel eigens programmieren musste und es nicht aus der Programmdatenbank einfach abrufen konnte. 


Schach in Germersheim im Jahre 2020 noch interessant?   

Schach boomt, so sagt man, besonders im Internet. In Germersheim ist davon wenig zu spüren. Wir haben akute Nachwuchssorgen. Passt das 1800 Jahre alte Spiel noch in unsere Zeit? Eine schnelllebige Zeit, oberflächlich und geschichtsvergessen, voller Fake-News und angeblichen Querdenkern?


Der Computer - künstliche Intelligenz oder Simulierung von Intelligenz


Der damalige Schachweltmeister Garry Kasparov war 1987 noch voller Optimismus: "Weil Schach, auf höchstem Niveau gespielt, eine Kunstform ist, vermag die Wissenschaft alleine seine Geheimnisse nicht zu entschleiern. Ein Computer müsste mir erst mal ein Gedicht verfassen oder einen Sinfonie komponieren oder auch nur einen guten Witz erfinden....ehe ich davon überzeugt wäre, daß er in der Lage ist, einen Großmeister zu besiegen".


Eine ganz erstaunliche Fehleinschätzung von Kasparov, wie ich meine. Die Aussage erklärt, warum Kasparov nach seiner Niederlage gegen Deep Blue im Jahre 1997 meinte, die Ehre der Menschheit verloren zu haben. 


Richtig lag er allerdings:  "Und wenn dieser Fall doch einträte, wenn Computer von ungeheuerer Leistungsfähigkeit das Schachspiel berechenbar machen und ihm sozusagen seine Geheimnisse entreißen würden, wäre damit das Charisma des königlichen Spiels zerstört? Ich glaube nicht". 


Ebenfalls erstaunt bin ich über die Aussage von Weltmeister Magnus Carlsen, 2020: "Die einzigen Schachspieler der Geschichte, die nah an der Perfektion sind, sind Computer. Es fasziniert mich immer wieder, dass wir nach so vielen Jahren noch so weit entfernt davon sind, das Spiel gegen sie zu meistern".


Möchte Carlson die Computer wieder einholen? Das kann nicht sein Ernst sein. Kürzlich verkündete Stockfish während einer Partie gegen den Konkurrenten LCZero ein Matt in 67 Zügen!


Weiter Carlsen: "Wir haben ein Konzept für gute und schlechte Züge. Aber wir spielen nicht annähernd genau genug und denken ein bisschen engstirnig. Außerdem sind wir nicht schnell genug". 


Wer sich für die philosophischen Hintergründe interessiert:  


Searle, John, (bekannt vom chinesischen Zimmer): Geist, Suhrkamp, 2006


und sein materialistischer Gegenspieler:


Dennett, Daniel, Von den Bakterien zu Bach und zurück. Die Evolution des Geistes, Suhrkamp 2018